Christina Rosana, ihre fünf Töchter und ein Enkel leben in der Vorstadt von Guatemala-Stadt. Mit neu erwachtem Gemeinschaftssinn und großem Respekt vor dem Virus – und mit der Hilfe von nph – kommen sie durch die aktuelle Krise. „Ohne nph wären wir vielleicht nicht mehr am Leben. nph hilft uns. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für uns wie eine erweiterte Familie, voller Liebe. Dafür sind wir dankbar“, sagt Marisabel, eine der Töchter von Christina Rosana. Sie weiß, dass nph eine große Rolle in ihrem Leben gespielt hat.
Die Kochstelle der Familie befindet sich im Eingangsbereich des gemeinsam bewohnten Zimmers. Sanitäranlagen teilt sie sich mit anderen Familien.
Gemeinsam mit ihren vier Schwestern kam sie im Juni 2014 zu nph Guatemala. Die Kinder lebten in Armut und waren sozial extrem benachteiligt. Vier Jahre später kehrten sie im Rahmen des nph One-Family-Programms wieder in ihre Familie zurück. Die Grundidee des Programms ist es, dass Kinder aus der Obhut von nph vom Kinderdorf wieder in ihren Ursprungsfamilien leben, dabei aber weiter von nph begleitet und unterstützt werden.
Die Verbindung zu nph erweist sich als Glücksfall, denn die Menschen entdecken in der Krise die Kraft der Gemeinschaft aufs Neue. Das ist besonders im Moment der Fall. Steigende Preise für Lebensmittel, der Verlust von Arbeitsplätzen und die coronabedingte Wirtschaftsflaute treffen arme Familien am stärksten. Deswegen ist es wichtiger denn je, dass Kinder, Eltern und Großeltern sich umeinander kümmern und sich so gegenseitig das Leben erleichtern.
Die kleine Marina macht ihre Hausaufgaben. Jetzt in der Coronapandemie helfen sich die Schwestern gegenseitig beim Lernen.
Das wissen auch Christina Rosana und ihre Töchter in Santa Catharina Pinula. Der Vorort der guatemaltekischen Hauptstadt ist ein gefährliches Pflaster, mit sozialen Spannungen, Umweltverschmutzung, Gangs und Drogen. Christina Rosana lebt hier mit ihren Töchtern und einem kleinen Enkel. Sie teilen sich einen kleinen Raum, wo sie schlafen, leben und essen. Zwei zusammengeschobene Betten und ein Schränkchen mit einem Fernsehgerät – mehr haben sie nicht. Im Eingangsbereich befindet sich eine Kochnische mit einem Gasherd für zwei Töpfe. Sanitäre Einrichtungen wie Waschbecken, Duschen und Toiletten teilen sie sich mit sechs anderen Familien, die im gleichen Gebäude leben.
Seit Beginn der Coronakrise hat die Familie ihr Haupteinkommen verloren. Rund 17 US-Dollar verdiente Christina Rosana täglich. Sie verrichtete Hausarbeit für die Familien im Viertel. Es ist nicht einfach, Miete, Wasser und Strom zu bezahlen ohne Einkommen. Deshalb verkaufen die Töchter Marisela, Marily, Marisabel, Marie und Marina jetzt Brennholz, Popcorn und den berühmten Snack Chicharrón aus frittiertem Schweinespeck in der Nachbarschaft. An guten Tagen kommen so 6,50 US-Dollar zusammen. Damit kann die Familie Lebensmittel kaufen.
„Das Coronavirus betrifft jeden Bereich unseres Lebens. Wir müssen jetzt sehen, wie wir klarkommen. Im Moment überleben wir mit der Hilfe von nph – ein wahrer Segen für uns! Nph gibt uns Grundnahrungsmittel, Schulmaterialien und Hygieneprodukte. Ich habe das Gefühl, dass wir als Familie ohne die Unterstützung von nph schon verloren wären“, sagt Christina Rosana.
Zum Glück war keines der Mädchen in letzter Zeit krank – alle erfreuen sich guter Gesundheit, die Stimmung ist gut. Aber alle wissen, dass es nur ein paar Straßen weiter Corona-Infizierte gibt, und das macht der Familie Angst. Alle haben sich an die Situation im Lockdown und der eingeschränkten Bewegungsfreiheit gewöhnt, aber alle haben Angst, sich anzustecken. Denn eine Ansteckung würde die gesamte Familie in Gefahr bringen. Die Angst, dass eine von ihnen in Quarantäne muss und dass sie sich vielleicht nie wiedersehen können, ist ihre größte Sorge.
Hygienemaßnahmen wie hier die Händedesinfektion sind überlebenswichtig, das wissen alle Kinder.
Und deshalb handeln alle mit großer Vorsicht. Marisabel zeigt mit ihren 16 Jahren schon viel Verantwortungsbewusstsein: „Wenn wir uns an die Regeln halten, wird uns nichts passieren. Wir reinigen unseren Wohnraum täglich mit Chlor, wir gehen nicht viel raus, und wenn doch, tragen wir Masken und desinfizieren uns die Hände. Und wenn wir etwas kaufen, desinfizieren wir das auch, bevor wir es ins Haus bringen.
Die Schwestern sind glücklich darüber, wieder mit ihrer Mutter und als Familie leben zu können. Das Coronavirus hat sie noch enger zusammengebracht. Sie fühlen sich sehr verbunden und stehen füreinander ein. So unterstützen sich die Schwestern gegenseitig beim Home-Schooling – jede lehrt der anderen das Fach, das sie gut beherrscht.
Natürlich schwingt in allem auch etwas Wehmut mit. Die Mädchen denken gerne auch an ihr Leben im nph-Kinderdorf Casa San Andres. Marisabel findet die Worte für ihre Gefühle: „Natürlich haben wir gute Erinnerungen an das Kinderdorf und unseren Erzieher Orlando. Ich hatte dort eine zweite Familie und ich habe wirklich gute Freunde gefunden. Manchmal würde ich gerne einfach dort mit ihnen abhängen, spielen, einen Film gucken und albern sein. Ich war gerne in der Casa San Andres, auch wenn ich meine Mutter vermisst habe.“
Wie geht es weiter mit Christina Rosana, ihren fünf Töchtern und dem Enkel? – nph hat jetzt in der Krise die Unterstützung über das One-Family-Programm hinaus intensiviert. Über Lebensmittel und Hygieneprodukte hinaus bezahlt nph derzeit die Miete für die Familie. Hibeth Arriaga, die Programmkoordinatorin in Guatemala, sucht auch nach einer größeren und sichereren Unterkunft, die den Mädchen und ihrer Mutter mehr Privatsphäre und Schutz bietet.
Die Namen der Personen wurden geändert, um ihre Identität zu schützen.
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