Weltkrebstag: Nur eine Hoffnung für krebskranke Kinder auf Haiti
Port-au-Prince 04.02.2024 - Julie ist gerade einmal 5 Jahre alt, als sie tagsüber plötzlich immer wieder einschläft. Sie kann sich kaum mehr konzentrieren, wird permanent krank und leidet unter den schweren Fieberschüben, die ihren kleinen Körper weiter schwächen. Im Krankenhaus, in dem ihre Mutter Hilfe sucht, ist man ratlos. Zeit vergeht, dem Mädchen geht es immer schlechter, bis ein Arzt die kleine Familie schließlich an das nph-Kinderkrankenhaus St. Damien verweist. Hier gibt es zum ersten Mal eine fachlich gesicherte Diagnose: Leukämie.
Oft scheitert es bereits an der Diagnose
Bis 2006 gab es in Haiti schlichtweg keine organisierte Hilfe für Kinder, die an Krebs erkrankten. Hatten wenige wohlhabende Eltern die Möglichkeit, ihre Kleinen für eine Krebsbehandlung ins Ausland zu bringen, so war die Diagnose für Kinder armer Eltern meist ein Todesurteil. Wenn es überhaupt zu einer kommt.
Noch heute erfährt gerade einmal jedes zehnte krebskranke Kind, woran es leidet. Schätzungen zufolge erkranken in Haiti pro Jahr rund 500 Kinder an Krebs. 2022 wurden hingegen gerade mal 48 neue Fälle erfasst. Das liegt auch am Gesundheitssystem. Angehende Mediziner erhalten während ihres Studiums im Land kein Fachwissen. Ärzte wie auch das medizinische Fachpersonal sind zu wenig auf dem Gebiet geschult, selbst für die Diagnose einer Krebserkrankung mangelt es meist am nötigen Know-how.
Zusätzlich erschwert es die katastrophale Sicherheitslage im Land den Familien, ärztliche Versorgung zu bekommen. So vergeht zwischen dem Auftreten erster Symptome und der Krebsdiagnose häufig viel Zeit. Die Krankheit erreicht ein fortgeschrittenes Stadium. All das macht es den betroffenen Familien schwerer. Von hundert an Krebs erkrankten Kindern in Haiti sterben jedes Jahr 54. Nicht einmal jedes zweite hat eine Chance auf Heilung.
Onkologie im St. Damien schenkt Hoffnung
Seit 2006 können krebskranke Kinder in der Onkologie des St. Damien Kinderkrankenhauses behandelt werden, die einzige Station ihrer Art in ganz Haiti. Seit Öffnung der Onkologie hat sie mehr als 850 Kinder aufgenommen, allein im letzten Jahr 192 Patientinnen und Patienten. Knapp die Hälfte davon ist jünger als fünf Jahre. Für sie alle gäbe es ohne nph keine Hoffnung.
17 Betten stehen auf der Station bereit, sowie ein Team aus vier Ärzten, elf Pflegern und Schwestern sowie einem Psychologen. Hier finden nicht nur die Kinder eine liebevolle und umfassende medizinische Versorgung, auch angehende Mediziner werden ausgebildet, um später selbst mit ihrem Wissen die Krankheit Krebs erkennen und behandeln zu können.
Alle Mitarbeiter sind hinreichend geschult und können sich regelmäßig fortbilden. Dazu tragen als enge Kooperationspartner mehrere Kliniken aus den USA, Europa und der Dominikanischen Republik bei. Letztere unterstützt auch auf eine andere Weise. Denn obwohl die Strahlentherapie von Tumoren in Haiti bisher nicht möglich ist, wurde auch dafür eine Lösung gefunden: Kinder, die diese benötigen, können vorübergehend im nph-Kinderdorf Casa Santa Ana in der Dominikanischen Republik wohnen und werden von dort aus zur Strahlentherapie in die Hauptstadt Santo Domingo gebracht.
Auch Julie hat ihr Lachen und ihre Gesundheit zurück. Zweieinhalb Jahre nach der Diagnose ist ihre Behandlung abgeschlossen. Nun kann sie wieder unbeschwert sein und sich auf die erste Klasse der Grundschule freuen.
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