Sein Interesse galt dem zukunftsweisenden Solarprojekt, das NPH Kinderhilfe Lateinamerika in Haiti implementiert hat und weiterhin erfolgreich ausbaut. Aufmerksam wurde Untersteller Ende 2016 durch die Vergabe des Europäischen Solarpreises an das Kinderhilfswerk und seinen Kooperationspartner, die Biohaus-Stiftung für Umwelt und Gerechtigkeit, durch die Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien, Eurosolar.
Mit dem sogenannten Solar Smart Grid kann die Energieversorgung der zahlreichen Einrichtungen des Kinderhilfswerks auf ein solides, verlässliches und umweltfreundliches Fundament gestellt werden.
„Die Auszeichnung mit dem Europäischen Solarpreis ist eine große Ehre für uns und zeigt, dass unser Konzept – zu einer klimafreundlichen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung Haitis beizutragen – aufgeht“, bestätigt Sonja Smolka, Projektreferentin Haiti bei NPH Kinderhilfe Lateinamerika.
„Eine ganz starke Geschichte, anders kann man das nicht sagen“, lobte Minister Untersteller nach der Präsentation des Solarprojekts. Für Heiko Seeger, Vorstand von NPH Kinderhilfe Lateinamerika, ist diese Anerkennung von höchster politischer Ebene eine weitere wertvolle Auszeichnung nach dem Europäischen Solarpreis.
Franz Untersteller, Baden-Württembergs Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft im Gespräch mit Mitarbeitern bei NPH Kinderhilfe Lateinamerika in Karlsruhe.
Foto: Michael M. Roth, MicialMedia
„Vom Erfolg dieses großartigen Projekts profitieren die Menschen in Haiti täglich, darum geht es in erster Linie. Dass nun auch gestandene Experten in Europa das Projekt zu würdigen wissen, macht uns aber zusätzlich sehr stolz“, so Seeger. Untersteller hält das Solarprojekt von nph für vorbildlich und bot seine Unterstützung an: „Die Frage ist jetzt, wie ein solch sinnvolles Projekt Partner und Unterstützer in Baden-Württemberg finden kann. Hier will ich gerne behilflich sein, Türen zu öffnen und Kontakte anzubahnen“, bekräftigte Untersteller.
Seit 1994 vergibt Eurosolar den Europäischen Solarpreis für außerordentliches Engagement im Bereich der Erneuerbaren Energien und nachhaltiger Lebensweise. Mit dem Preis werden herausragende Projekte gewürdigt, die eine konsequente und dezentrale Energiewende verfolgen.
„Unser Solarprojekt hat klimafreundliche Zielsetzungen, aber auch wirtschaftliche und soziale. Durch die Nutzung von Solarenergie reduzieren wir den Einsatz fossiler Energieträger und mindern Treibhausgasemissionen. Wir bilden in unserer Berufsschule Solartechniker aus und verankern das Know-how nachhaltig im Land. Durch unsere eigenen Schulen und Ausbildungslehrgänge fördern wir die wirtschaftliche Entwicklung in Haiti, indem wir berufliche Zukunftschancen für Kinder und Jugendliche schaffen“, sagt Smolka.
Willi Ernst, Vorstand Biohaus-Stiftung für Umwelt und Gerechtigkeit und Projektleiter des Solarprojektes in Haiti, ergänzt: „Für mich persönlich ist diese Auszeichnung die Krönung meiner gesamten Solar-Aktivitäten. Ganz besonders freut mich, dass hier das gesammelte Know-How der professionellen Solarwelt in einem nicht kommerziellen Umfeld zum Tragen kommt.“
In Haiti gibt es kein flächendeckendes und zuverlässiges Stromnetz. Die Stromversorgung erfolgt meist durch Dieselgeneratoren. Das Kinderhilfswerk nph haiti und seine Schwesterorganisation Fondation St. Luc sind auf eine zuverlässige Stromversorgung angewiesen: 15 medizinische und pädagogische Einrichtungen betreiben die beiden Organisationen in Tabarre, einem Stadtteil der Hauptstadt Port-au-Prince. Einrichtungen wie die Krankenhäuser und das Berufsbildungs- und Produktionszentrum haben einen sehr hohen Strombedarf und sind auf eine kontinuierliche Stromversorgung angewiesen.
Um diese zu gewährleisten, begannen 2012 die Planungen für das so genannte Solar Smart Grid Tabarre (SSGT). Als erster Schritt wurde 2013, zusammen mit lokalen und deutschen Projektpartnern, ein Hybridsystem aus Dieselgeneratoren und einem 85 kWp-Photovoltaik-System auf dem größten elektrischen Verbraucher, dem Kinderkrankenhaus St. Damien, installiert. Die mit einem so genannten Solar Fuel Save Controller geregelte Anlage konnte allerdings aufgrund nicht existierender Speichermöglichkeiten den solar erzeugten Strom nur zeitgleich verwenden.
Von links nach rechts: Thomas Fuchs, Vorstand NPH Kinderhilfe Lateinamerika e.V., Heiko Seeger, Vorstand NPH Kinderhilfe Lateinamerika e.V., Franz Untersteller, Baden-Württembergs Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, Sonja Smolka, Projektrefrentin Haiti bei NPH Kinderhilfe Lateinamerika e.V.
Michael M. Roth, MicialMedia
In den nächsten Schritten wurden weitere Gebäude von nph haiti und der Fondation St. Luc mit Photovoltaik bestückt. Sie sollen später zu einem so genannten Solar Smart Grid-System, einem intelligenten Stromnetz, zusammengeschlossen werden. Dieses System wurde um einen Stromspeicher mit einer Batterie-Speichergröße von 448 kWh erweitert. „Wegweisend an diesem Projekt ist die Einführung neuester Technologien wie beispielsweise Lithium-Ionen-Speichern in einem Land wie Haiti. Zukunftsgerichtet ist auch die Kombination von klassischen Dieselgeneratoren mit Solar- und Speichertechnologien zu einem Solar Smart Grid dieser Größenordnung in Verbindung mit der Aus- und Weiterbildung von Haitianern“, sagt Willi Ernst.
Durch die Anlage lässt sich der Anteil von Solarstrom am Gesamtverbrauch der Einrichtungen auf über 50 Prozent erhöhen. Der netzbildende Insel-/Batterie-Wechselrichter mit dem Energiemanagementsystem ist das Herzstück, das die intelligente Regelung und Steuerung des hybriden Netzes mit den zwei Stromerzeugern aus Sonne und Diesel übernimmt. Er sichert den stabilen und sicheren Betrieb aus Solaranlage und Batteriespeicher mit einem zusätzlichen Dieselgenerator, der nur anspringt, wenn die Sonne länger ausbleibt oder nachts.
Wenn alle Gebäude von nph haiti und der Fondation St. Luc mit zentralen und dezentralen Solaranlagen bestückt sind, wird eine Gesamtleistung von 650 kWp erzielt werden können. „Für die Länder des Südens ist die Nutzung von Solarenergie eine echte Alternative. Denn die Sonne ist eine unerschöpfliche Energiequelle. Darüber hinaus gibt es zahlreiche wissbegierige junge Menschen, die darauf brennen mehr über Solartechnik zu erfahren und sich in diesem Bereich zu engagieren“, resümiert Sonja Smolka.
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