Dulces Weg: Vom Leben in Isolation zur Selbstständigkeit

Als wir Dulce kennenlernen, wohnt sie mit ihrer Familie am Stadtrand von Chimaltenango in Guatemala. Die Hütte ihrer Familie ist klein, zu klein für zehn Personen, die sich die wenigen Räume teilen. Es fehlt an allem: das Essen ist spärlich, Platz zum Spielen gibt es keinen. Dulces Mutter Glendy ist alleinerziehend und muss viel arbeiten, meist kümmert sich die Großmutter um das Mädchen und ihre zwei Geschwister.

Dulce wurde mit einer psychomotorischen Entwicklungsstörung geboren und konnte weder laufen noch selbstständig essen oder zur Toilette gehen. Dulces Behinderung erschwerte das Leben aller. Für jede noch so kleine Tätigkeit war das Mädchen auf Hilfe angewiesen. Obwohl sie als Kleinkind kurzzeitig Therapien erhielt, wurden diese während der Pandemie abgebrochen. Ihre Familie kümmerte sich liebevoll um sie, doch für mehr hatte niemand Kraft. Wer konnte Dulce helfen, selbstständiger zu werden? Würde sie jemals eine Schule besuchen können? Die Sorge um das Mädchen wuchs, die Verzweiflung ebenso. 

Dann, Ende 2022, kam endlich der Hoffnungsschimmer. Im nph-Familienzentrum in Chimaltenango erhält Dulce einmal pro Woche Physiotherapie. Für das Mädchen veränderte sich damit alles: Sie lernt laufen und auch das gemeinsame Essen gelingt ihr inzwischen ohne Hilfe. Jeden Tag entdeckt Dulce neue Dinge, die sie allein meistert. Das gibt ihr Selbstvertrauen, und der Familie nimmt es viel von ihrer täglichen Last.

Auch der Schulbesuch rückt für das Mädchen damit in greifbare Nähe. nph begleitet die Familie dabei, hilft bei der Suche nach einem Platz, knüpft Kontakte. Dulces Mutter ist nicht mehr allein mit ihrer Sorge, das stärkt alle. Dank nph hat das Mädchen die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben erhalten. Schon jetzt erkundet Dulce ihre Welt mit strahlenden Augen, jeden Tag gibt es Neues zu entdecken. Ihre Welt hat sich geöffnet, und sie hat begonnen, mit Neugier die Welt zu erkunden, die ihr früher verschlossen blieb.