Erdbeben in Lateinamerika

Die gesamte Westküste Nord- und Südamerikas liegt am sogenannten Pazifischen Feuerring. Kleinere und manchmal größere Erdbeben kommen dort häufiger vor. Alle Einrichtungen von nph sind deshalb inzwischen auch erdbebensicher gebaut. Trotzdem kam es in der Vergangenheit schon vor, dass Nothilfe vor Ort nötig wurde. Das war vor allem 2010 in Haiti der Fall. Aber auch weitere unserer Einrichtungen waren in den letzten Jahren bereits von Erdbeben betroffen.
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Luise Winter
18. November 2024
Khalid Kwaik Lz7k16k Xg V8 Unsplash

Erdbeben sind ein häufiges Phänomen in Lateinamerika

Starkes Erdbeben in Peru im Juni 2024

Ein Erdbeben mit der Stärke 5.8 erschütterte am 29. Juni 2024 die Region südöstlich von Lima. Das Epizentrum des Bebens lag nahe des nph Kinderdorfs an der Westküste Perus. Erste Rückmeldungen von dort bestätigten glücklicherweise, dass es allen Kindern und Mitarbeitenden gut gehe.

"Wir haben die Gebäude so schnell wie möglich verlassen. Schäden, vor allem an den Häusern, in denen die Kinder leben, konnten wir bisher keine feststellen. Wir sind alle ein wenig verängstigt, aber es geht uns gut." erläuterte der Nationaldirektor von nph, Rafa Arce, später.

 

August 2021 – in Haiti bebt die Erde

Mitte August 2021 traf ein Erdbeben der Stärke 7,2 Haiti und verursachte große Schäden, überwiegend in den ländlichen Regionen. Zahlreiche Menschen wurden verletzt, 2.200 Personen kamen ums Leben. Viele Menschen verloren ihre Häuser und Hütten; mehr als 130.000 Menschen wurden obdachlos. Es gab massive Zerstörungen an der Infrastruktur, beispielsweise an Krankenhäusern, Schulen, Büros und Kirchen.

Haiti war bereits seit Jahren von Krisen gebeutelt – nun ein erneuter Rückschlag in einem Land, dessen Gesundheitssystem ohnehin schwer unterfinanziert und stark strapaziert war.

Die Fondation St. Luc, die langjährige Schwesterorganisation von nph, und ein krisenerprobtes Team unter der Leitung von Pater Richard Frechette, drangen unter großen Schwierigkeiten wenige Tage nach dem Erdbeben mit Lastwagen, vollgepackt mit Baumaterialien und sonstigen Hilfsgütern, in die betroffenen ländlichen Regionen durch. Das nph Hilfeteam versorgte mehr als 500 Familien in neun verschiedenen Orten regelmäßig mit Lebensmittelpaketen.

Nph Haiti 2021 Crisis 83
Erdbeben in Haiti 2021

In den folgenden Wochen und Monaten unterstützte nph mehr als 300 bedürftige Familien beim Bau eines Zuhauses. Der Wiederaufbau erfolgte Hand in Hand mit der Bevölkerung.

Die medizinische Nothilfe von nph und der Schwesterorganisation St. Luc erreichte in den ersten Wochen rund 6.000 Patienten. Die sechs von der Schwesterorganisation St. Luc betriebenen Schulen in der Erdbebenregion blieben unbeschadet und öffneten Anfang Oktober wieder ihre Türen.

 

Eingestuerzte Kathedrale

Erdbeben in Mexiko

Starkes Erdbeben in Mexiko im September 2017

 

Ein schweres Erdbeben mit der Stärke 7.1 weckte in der Nacht vom 19. auf[SS1]  den 20. September 2017 die Bevölkerung Mexikos. Das Zentrum lag bei Axochiapan, rund 120 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Mexiko-Stadt. Auch in Miacatlán und Cuernavaca, wo sich die Einrichtungen von nph Mexiko[SS2]  befinden, waren starke Schäden zu verzeichnen. 370 Menschen kamen bei dem Erdbeben ums Leben – davon 228 in der Hauptstadt Mexiko-Stadt.

 

Glücklicherweise waren unter den Kindern und Mitarbeitenden von nph in Mexiko  keine Opfer zu beklagen. Die Kinder hatten die Nacht zum Schutz vor eventuellen Nachbeben im Freien verbracht. Einige Gebäude nahmen Schaden, viele Fensterscheiben waren herausgeflogen. Zeitweise waren Strom, Gas und Telefon komplett ausgefallen.  Da die offiziellen Küchenräume und der Essenssaal einsturzgefährdet waren, wurde die Küche des Kinderdorfes in den Innenhof verlegt und die Kinder nahmen für die nächsten Monate das Essen unter freiem Himmel ein.

 

Das nph-Schülerwohnheim für die Jungen im Alter von 15 Jahren bis 18 Jahren in Cuernavaca wurde ebenfalls schwer beschädigt und musste aufwändig restauriert werden, bevor die Jungen dort wieder einziehen konnten. Die Schäden in den nph-Einrichtungen in Miacatlán und Cuernavaca beliefen sich auf 5 Millionen Dollar. Einige Häuser mussten abgerissen und neu gebaut werden. Die meisten Wiederaufbauprojekte wurden in den auf das Erdbeben folgenden 12 Monaten abgeschlossen.

Eine Durch Das Erdbeben Obdachlos Gewordene Familie

Diese Familie wurde nach einem Erdbeben obdachlos

Katastrophale Verwüstung – Erdbeben in Haiti im Januar 2010

Am 12. Januar 2010 bebte in Haiti die Erde – historische Gebäude, Kliniken, Schulen und Hütten stürzten wie Kartenhäuser zusammen. 316.000 Menschen starben, viele wurden verletzt und schätzungsweise 1,85 Millionen obdachlos.

Jede dritte Person auf der Insel war von dieser Katastrophe betroffen. Das Beben traf die Hauptstadtregion, in der die Menschen in den unzähligen Armenvierteln bereits zuvor schon in improvisierten Unterkünften ohne fließendes Wasser lebten. Zahlreiche Hilfsorganisationen waren schnell vor Ort. Sie brachten Hilfsgüter, Nahrungsmittel sowie medizinische Teams zur Erstversorgung ins Land. Katastrophenhilfe dort zu leisten, wo sie am dringendsten notwendig war, war die Herausforderung der Stunde.

 

Versorgung der Verletzten vor dem Krankenhaus St-Damien.

Da nph Haiti seit 1987 vor Ort ist und zusammen mit der Schwesterorganisation St. Luc über einen großen haitianischen Mitarbeitendenstab und entsprechende Logistik verfügt, konnte sofort mit der Nothilfe begonnen werden. Ein erstes Nothilfe-Budget betrug 400.000 US Dollar. Mehr als 500 Mitarbeitende, darunter viele ehemalige Kinder und Jugendliche, die bei nph aufgewachsen waren, begannen bereits zwei Tage nach dem Beben ihren humanitären Dauereinsatz. Die Ärzte im nph-Kinderkrankenhaus „St. Damien“ behandelten Schwerstverletzte jeden Alters. Das Gebäude erwies sich als erdbebensicher und hatte nur kleinere Risse am Putz, sodass notwendige Operationen rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche stattfinden konnten. Traumatisierte Patientinnen und Patienten, die sich aus Angst nicht in das Gebäude wagten, wurden im Freien und unter Zeltplanen versorgt.

 

Kinder, die beim Beben ihre Eltern verloren hatten, fanden in den nph-Zeltlagern Betreuung. Viele Frauen erlitten Frühgeburten, sodass eine Geburtsklinik eingerichtet wurde. Es galt, die vielen freiwilligen Helfer zu koordinieren und entsprechend einzuweisen.

 

Maßnahmen ausgerichtet an den Bedürfnissen der Menschen

Rund 1,3 Millionen Haitianerinnen und Haitianer lebten nach dem Beben in Notunterkünften. Durch zeitweilig installierte mobile Kliniken konnten viele Menschen mit einfachen medizinischen Maßnahmen versorgt und betreut werden.

Die Katastrophe des Jahres 2010 war für die Menschen in Haiti ein Trauma und bremste die Entwicklung des Landes.

Allerdings entstanden im Zug der Nothilfe von nph Kinderhilfe Lateinamerika viele langfristig angelegte Projekte, die bis heute bestehen und unzähligen Kindern und deren Familien nachhaltig helfen. Ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Nachhaltigkeit ist die Arbeit auf Augenhöhe im direkten Dialog mit den Menschen vor Ort.

 

Zu den Erfolgsgeschichten der Nothilfe gehören die erdbebensicher aufgebauten Grundschulen der Fondation St. Luc. Sie ersetzten nach und nach die einfachen, zerstörten Straßenschulen und hielten bereits erneuten Naturkatastrophen stand, wie beispielsweise dem Hurrikan Matthew 2016.

 

Die insgesamt etwa 1.900 Mitarbeitenden, eine hervorragende landesweite Vernetzung und der gute Kontakt zu den Gemeinden und anderen Organisationen ermöglichen es, jederzeit schnell zu agieren und die Maßnahmen weiterhin an den Bedürfnissen der Menschen auszurichten. 

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